John Cook, Doktorand am Global Change Institute der Universität Queensland, brachte Autoren von sieben früheren Studien über den wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel zusammen. Die von diesem internationalen Autorenteam am 13. April 2016 in den Environmental Research Letters veröffentlichte Studie zeigt, dass höhere wissenschaftliche Expertise beim Thema Klimawandel mit einer höheren Übereinstimmung bei der Aussage einhergeht, dass die globale Erwärmung menschengemacht ist. John Cook hatte bereits 2013 festgestellt, dass über 97 Prozent der von Klimaexperten verfassten wissenschaftlichen Studien darin übereinstimmen, dass die globale Erwärmung menschengemacht ist. Die Mitverfasserin der aktuellen Studie Professorin Naomi Oreskes von der Harvard Universität merkt an, dass diese frühere Studie heftig kritisiert wurde und Kritiker behaupteten, dass die Höhe des Konsens viel niedriger als 97 Prozent sei.
Grafik 1 fasst die Studien zum wissenschaftlichen Konsen über die von Menschen verursachte globale Erwärmung zusammen, die die Expertenmeinung von in Fachjournalen publizierenden Klimawissenschaftlern oder fachlich begutachtete Klimastudien analysierten. (Quelle: SkS)
“Die Meinung von Nicht-Experten sowie ungerechtfertigte Annahmen können die Ergebnisse stark beeinflussen,” erklärt sie. “Durch mehrere Studien, die alle eine vergleichbar hohe wissenschaftliche Übereinstimmung festgestellt haben, sind wir jedoch zuversichtlich, dass diese Debatte nun beendet werden kann.”
Grafik 2 zeigt den Grad der wissenschaftlichen Übereinstimmung über die von Menschen verursachte globale Erwärmung in Bezug auf den Grad der wissenschaftlichen Expertise beim Thema Klima über mehrere Studien hinweg. (Quelle: SkS)
Oreskes hatte sich bereits im Jahr 2004 Konsensdaten über den Klimawandel angeschaut und war die erste, die den wissenschaftlichen Konsens zum Klimawandel dokumentierte. Sie sagt, dass diese neueste Arbeit, die Ergebnisse in den größeren Zusammenhang anderer Untersuchungen stellt. Das Zusammentragen und Analysieren all dieser Forschungen - eigentlich eine Meta-Studie von Meta-Studien - ergab nun ein in sich stimmiges Bild eines hohen Grades an wissenschaftlicher Übereinstimmung unter Klimaexperten.
Sarah Green, Professorin für Chemie an der Michigan Technology University und ebenfalls eine der Mitautorinnen bemerkt, “Es ist wichtig festzuhalten, dass dies nicht nur eine Studie ist - es ist der Konsens mehrerer Studien.” Diese Konsistenz über mehrere Studien hinweg steht der Rhetorik der Zweifler am Klimawandel gegenüber, die darauf zurückzuführen ist, dass - wie die Autoren schreiben - “die Meinungen von Nicht-Experten mit denen von Experten gleichgesetzt werden und davon ausgegangen wird, dass das Fehlen einer Bestätigung einer Ablehnung entspricht.”
Green sagt, dass “die Öffentlichkeit ein sehr verzerrtes Bild davon hat, wie viele Unstimmigkeiten es unter Wissenschaftlern gibt.” Nur 12 Prozent der US-Amerikaner wissen, dass die wissenschaftliche Einigkeit in diesem Gebiet so hoch ist und diejenigen, die die etablierte Klimawissenschaft immer noch ablehnen, behaupten, dass es an wissenschaftlichem Konsens mangelt. Personen, die davon ausgehen, dass die Wissenschaftler immer noch über den Klimawandel diskutieren, sehen das Problem nicht als dringend an und es ist eher unwahrscheinlich, dass sie Lösungsansätze unterstützen.
“Auch wenn das Vorhandensein eines umfassenden Einvernehmens natürlich kein Beweis für die Richtigkeit einer Theorie ist, kann ein solches umfassendes Einvernehmen auch nicht einfach als belanglos beiseite gewischt werden,” sagt Dr. Bart Verheggen vom Amsterdam University College (AUC) und einer der Mitverfasser der neuen Studie. “Es ist klar, dass der wissenschaftliche Konsens eine logische Konsequenz der sich anhäufenden Beweise ist, dass menschliche Aktivitäten den Klimawandel verursachen.”
Zu den in der neuen Studie erwähnten Arbeiten gehört auch eine große Umfrage, die von Dr. Verheggen durchgeführt wurde, bevor er beim AUC anfing. Diese Studie fand heraus, dass höhere wissenschaftliche Expertise beim Thema Klimawandel mit einer höheren Übereinstimmung bei der Aussage einhergeht, dass die globale Erwärmung menschengemacht ist. Verheggen kam auch zu dem Schluss, dass diejenigen, die einem signifikanten menschlichen Einfluss am Klima skeptisch gegenüberstehen, für sich selbst eine deutlich höhere Medienpräsenz angaben. Er fügt hinzu, dass diese Überrepräsentation der Meinungen von Querdenkern in den Medien mindestens zum Teil erklären könnte, weshalb die breite Bevölkerung mehr am menschengemachten Klimawandel zweifelt als die Experten aus der Wissenschaft.
Die Zweifler am Klimawandel zu widerlegen ist das Hauptanliegen der einflussreichen Webseite Skepticalscience.com, die von John Cook, dem Hauptautor der neuen Studie, betrieben wird. Er geht davon aus, dass Konsensstudien dabei geholfen haben, den politischen Dialog über den Klimawandel zu verändern. “Die Fortschritte, die bei der Weltklimakonferenz (COP21) Ende letzten Jahres in Paris gemacht wurden, zeigen, dass die Länder nun tatsächlich ebenfalls hinter dem wissenschaftlichen Konsens stehen.“
Er hofft, dass es diese neuen Ergebnisse, die er “Konsens über den Konsens” nennt, Wissenschaftlern, Ingenieuren sowie Führern aus der Politik und Wirtschaft ermöglichen, sich auf die eigentliche Arbeit zu konzentrieren – nämlich, sich um den Klimawandel zu kümmern. “Die globale Erwärmung ist das größte Problem unserer Zeit und Wissenschaftler können jetzt ihre Anstrengungen darauf konzentrieren, es zu bekämpfen.”
Unter Klimawissenschaftlern gibt es kaum noch Zweifel. Es gibt einen Konsens über den Konsens.
Einen - englischsprachigen - Artikel mit weiteren Hintergrundinfos zur Studie und wie/warum sie zustande kam, gibt es auf Collin Maessens Real Skeptic Blog unter dem Titel "Devasting Reply To Richard Tol's Nonsensus In Peer Reviewed Journal"